Unter der Lupe: Das Spiel Minecraft
Aktualisiert: 4. Sept. 2020

Einleitung
Minecraft ist Kult - und doch wusste ich so wenig über dieses Spiel. Dieser Artikel ist für all jene, denen es genauso geht, sich nun aber mal informieren möchten, weil beispielsweise das Kind dieses Spiel spielen möchte.
Und weil ich Euch nicht einfach Inhalte aus Wikipedia-Artikeln zusammenfassen möchte, habe ich mich an einen Experten gewandt: An einen 11-jährigen Minecraft-Spieler: Adam, den Sohn eines Freundes von mir.
Minecraft ist ein sogenanntes Sandbox-Spiel aus dem Genre Fantasy. Sandbox bedeutet, dass man die Spielwelt selbst gestalten kann. Aus würfelförmigen Elementen kann man eine Welt erbauen. Anders als bei vielen anderen Spielen, z.B. Fortnite (zu meinem Artikel), gibt es bei Minecraft kein festes Spielziel. Vielmehr geht es darum, die Welt von Minecraft zu erkunden und gleichzeitig zu gestalten. Man kann alleine oder im Mehrspieler-Modus spielen und es gibt fünf verschiedene Spiel-Modi: Den Kreativmodus, den Überlebensmodus, den Abenteuermodus, den Hardcore-Modus und den Zuschauermodus.
Das Spiel wird vom Computer prozedural generiert und ist somit riesengroß. Prozedural generiert bedeutet, dass in Echtzeit, also während man das Computerprogramm spielt, Inhalte erzeugt werden. Das heißt, der Entwickler des Spiels gibt das Spiel in seiner nicht-endgültigen Form heraus.
Ein zentrales Element des Spiels ist, dass man (fast) jeden Block in der Welt abbauen und woanders wieder hinsetzen kann. Alle was man baut, setzt sich aus dem zusammen was man vorher abgebaut hat.
Minecraft ist im Mai 2009 erschienen und ist mit über 180 Millionen Verkäufen das meistverkaufte Spiel der Welt (Stand Februar 2020).
Die offizielle USK besagt, dass das Spiel ab sechs Jahren geeignet ist.
Mein junger Experte spielt das Spiel schon seit etwa drei Jahren und war bestens vorbereitet, mich in die grandiose Welt von Minecraft einzuführen. Er sagt, dass er das Spiel nur jedem empfehlen kann, es absoluter Familienspaß (wenn man im Mehrspieler-Modus spielt) und dass das Spiel gar nicht brutal sei.
Der Spielverlauf
Adam fängt an zu spielen, ich mach’s mir mit meinem Laptop auf dem Schoß bequem (für die Notizen) und schaue zu. Er beginnt im Kreativmodus, das würden wohl die meisten so machen. Hier kann man ganz ungestört die Welt erkunden, bzw. sie erbauen, denn man kann im Kreativmodus nicht sterben. In der Minecraft-Welt ist übrigens alles rechteckig. Man hat einen eigenen Avatar, also ein eigenes Männlein (generischer Maskulin) und man hat seine eigene Welt. Man trifft also nicht auf andere Spieler. Du kannst Dir also wirklich - ich weiß, dass ich mich hier wiederhole - Deine eigene Welt erbauen, wie DU sie gerne hättest.
„Es macht Spaß, weil man in dem Spiel Gott sein kann". Und oh ja, hat er damit Recht. Man kann zum Beispiel Tiere züchten und zähmen (zum Beispiel einen Papageien, der dann auf Deiner Schulter sitzt oder ein Pferd was zahm wird, wenn Du lang genug darauf sitzen bleiben kannst). Oder Häuser, Villen, Kirchen, Tempelanlagen oder ganze Städte bauen. Auch die ganze Inneneinrichtung kannst Du bauen: Sauna, Esstisch, Dunstabzugshaube, ein Schweinestall im Wohnzimmer: Alles kein Problem. Man kann Minen bauen und damit Höhlen sprengen und darin Diamanten suchen. Man kann angeln. Schiffe bauen. Ein Feuerwerk zünden. Fliegen. Auf Bäume klettern. Schwimmen gehen. Tauchen. Bienen züchten und daraus Honig gewinnen. Achterbahnen bauen. Weizen anbauen. Und so weiter.
Das Minecraft-Universum ist unglaublich komplex, durchdacht und so groß und detailliert wie ich es mir niemals hätte vorstellen können.
Die begehbare Welt, in der man sich automatisch befindet, wenn man das Spiel startet, ist in unterschiedliche Biome aufgeteilt. Biome sind Wüsten, Schneefelder, Urwälder und Ozeane und es gibt zudem Berge, Meere, Seen, Höhlen, und so weiter.
Am Anfang wird Dir ein kleiner Ausschnitt der Landkarte angezeigt. Diese erschließt sich aber immer weiter, je mehr Du von der Welt erkundest. Ein Tag geht 20 Minuten, eine Nacht auch. Man kann sich aber schlafen legen, dann wird es schneller wieder Tag. Nachts kommen nämlich die ganzen Monster hervor. Aber wie gesagt, im Kreativmodus kann man ja sowieso nicht sterben. Wenn man in einem anderem Modus stirbt, zum Beispiel im Überlebensmodus, dann verliert man sein Inventar, also die Sachen, die man dabei hatte (zB Waffen, Wolle, Fleisch) und seine Erfahrungspunkte. Aber: Man kann direkt wieder ins Spiel einsteigen, zurück zu "dem Ort des Ablebens" gehen (man hat 5 Minuten Zeit sie zu suchen) und sein Inventar wieder aufsammeln.
Übrigens ist es wirklich nicht brutal in Minecraft zu sterben. Deine Person fällt um, es ertönt ein Ächzen und der Bildschirm bekommt ein Overlay auf dem steht "You died". Kein Blut, nichts.
Cool ist, dass man im Kreativmodus alle Ressourcen unbegrenzt zur Verfügung hat. Man muss sie also nicht erst sammeln oder erspielen, sondern über das Menü kann man auf alles zugreifen, was man gerade gerne hätte. Roh-oder Baustoffe wie Holz, Stein oder Erze, aber man kann sich auch Tiere züchten. Adam zeigt mir das, indem er sich ein Wolfs-Ei holt. Hunde gibt es nämlich nicht, man kann die Wölfe aber zähmen, indem man ihnen einen Knochen hinwirft. Dann hat man quasi einen Hund. Den muss man aber anleinen, sonst läuft er davon. „Fun Fact“: Sollte Dein Hund von einem Monster getötet werden, hört man sein Jaulen, wenn man sich gerade in der Nähe befindet. Ich sagte ja bereits: Das Spiel ist reich an Details.
Während wir so durch die bunte Minecraft-Welt streunern begegnen wir verschiedenen Tieren. Er erklärt mir, dass es „gute Tiere“ gibt, die einen beispielsweise mit Rohstoffen wie Wolle oder Fleisch versorgen, aber dass es auch „böse Tiere“ gibt wie beispielsweise Spinnen oder Silberfische, die einen angreifen. Es gibt aber nicht nur die bunte Oberwelt, sondern auch "den Nether", quasi die Hölle oder die Unterwelt. Das ist von der Optik schon etwas gruseliger.
Im Kreativmodus kannst Du allerdings nicht nur Tiere, sondern auch Monster züchten. Das nennt man übrigens „spawnen“, aus dem Englischen: Erzeugen/Entstehen lassen. Häuser oder Utensilien, wie ein Schwert, zu bauen nennt man „craften“, auch aus dem Englischen: etwas fertigen.
Es fängt plötzlich an zu regnen. „Macht das einen Unterschied?“, frage ich. Adam erklärt mir, dass Wetter-relevante Monster gibt, also welche die nur bei Regen hervorkommen. Adam spawnt ein paar Tiere und Monster und craftet einen Zaun, damit sie nicht abhauen. Außerdem macht er ein Feuerwerk - Warum auch nicht. Außerdem craftet er ein Goldschwert. Dazu muss er Gold und Holz mithilfe eines „Rezeptes“ richtig anordnen, damit das Schwert entstehen kann.
Das Grafik-Design
Wie ich anfangs schon sagte: Minecraft ist Kult. Und nicht zuletzt wegen des einmaligen Grafikstils. In dem Minecraft-Universum ist nämlich alles rechteckig. Ja, alles. Adam sagt, dass dadurch alles so unrealistisch ist, was toll wäre. Denn somit sind die Monster auch überhaupt nicht gruselig.
Im Hintergrund läuft übrigens die ganze Zeit eine sehr angenehme Musik, die auch Adam „sehr beruhigend“ findet. Außer, wenn Monster angreifen, dann ändert sich die Musik und wird spannender. Oder wenn Dein Haustier stirbt: Dann wird die Musik kurz traurig.
Erstmals ist das Spiel-Design sehr ungewohnt, denn eigentlich lautet ja heutzutage die Devise, dass alles noch besser animiert sein und noch realistischer aussehen muss. Man gewöhnt sich aber recht schnell dran und um ehrlich zu sein mag ich das Design. Es ist schön und irgendwie witzig. Kultig eben.
Gewalt und Stress im Spiel
Aufatmen: Minecraft ist weder Baller-, noch Kriegsspiel.
Das brutalste an dem Spiel sind die Monster und Zombies, gegen die man kämpfen muss, um zu überleben. Allerdings ballert man nicht wie in anderen Spielen mit einem Maschinengewehr wild um sich, sondern man kämpft mit Waffen wie Schwertern oder Armbrüsten (ich musste tatsächlich den Plural von Armbrust googeln haha). Außerdem sehen die Monster aufgrund des rechteckigen Spiel-Designs nicht so gruselig aus, wie in anderen Spielen. Allerdings kann das schon mal den Puls beschleunigen, wenn man gegen irgendwelche Kreaturen kämpfen muss, vor allem wenn es gleich mehrere auf einmal sind. Aber: Und diese Info dürfte für alle Eltern der jüngeren Minecraft-Generation interessant sein: Man kann Monster und Zombies abstellen. Hier gibt es die Anleitung, die zwar von 2015 ist, von meinem jungen Experten aber als immer noch aktuell bestätigt wurde.
Man ist im Kreativmodus zwar ohnehin unsterblich, muss aber trotzdem kämpfen. Wenn man die Monster aber gänzlich ausstellt, hat das den Vorteil, dass man ganz ungestört die Welt erkunden und erschaffen, Bauwerke errichten, Tiere züchten und zähmen kann und so weiter.
Suchtfaktor
Generell bin ich immer sehr vorsichtig mit dem Wort Sucht, deshalb werde ich im Folgenden eher von einem Bann sprechen, in den man gesogen werden kann, als von einer Sucht. Denn jeder von uns war oder ist doch schon mal im Bann von etwas gewesen, und sei es von einem guten Buch, ohne dass man direkt süchtig war. Den Abschnitt habe ich trotzdem Suchtfaktor genannt, weil dann jedem direkt klar ist, um was es geht.
Faktoren, die bewirken, dass man von Minecraft in den Bann gezogen wird:
Die Spielwelt ist, wie schon gesagt, sehr schön, sehr bunt, sehr harmlos. Man fühlt sich heimelig. Das ist vor allem dann interessant, wenn man sich das sonst vielleicht eher nicht fühlt. Oder wie ein Freund von mir, der sich nach einer schmerzhaften Trennung ungefähr einen Monat in die Welt von Minecraft zurückgezogen hat. Weil diese, so sagt er selbst, ihn an die „guten, alten Zeiten“ erinnert hat, in denen noch alles gut war. (Aber keine Sorge, er ist nach diesem Monat wie ein Phönix aus der Asche gestiegen und es geht ihm wieder gut)
Das geht Hand in Hand mit dem ersten Punkt, aber weil man seine Welt selbst bauen kann, kann es vielleicht passieren, dass man diese Welt plötzlich schöner findet. Dein Traumhaus auf dem Berg? Kein Problem. Die große Weizenfarm mit Pferden, Hühnern und Schweinchen? Na klar.
Es gibt kein Ende. Im Kreativmodus kann man so lange spielen, wie man möchte, da es keine Level gibt, die man irgendwann durchgespielt hat und es gibt auch keine Missionen, die man irgendwann erledigt hat. Man kann seine Welt (oder mehrere, wenn man verschiedene Welten erstellen möchte) quasi unendlich weiterbauen.
In allen Modi außer dem Kreativmodus muss man seinen Avatar ernähren, was die Bindung an den Charakter bestärkt. Das Ernähren findet aber nur während der wirklich gespielten Spielzeit statt, man muss also nicht regelmäßig in das Spiel zurückkehren.
Faktoren, die im Gegensatz zu vielen anderen Spielen, NICHT gegeben sind:
Man bekommt keine Belohnungen, wenn man nach 24 Stunden (oder kürzer) wieder spielt. Anders als bei vielen anderen Spielen kann man also ganz ohne künstlich erzeugten Druck entscheiden, wann man wieder spielen möchte.
Man spielt alleine. Man ist also niemandem schuldig, direkt nach dem Abendessen wieder an den PC zu kommen, um gemeinsam weiterzuspielen. Man entscheidet also sein eigenes Tempo und wie oft man spielt.
Fazit
Lasst Eure Kinder Minecraft spielen!
Klar, anfangs ist das Spiel erstmal erschlagend, weil man SO VIEL machen kann. Aber das legt sich und man kommt leicht in das Spiel rein, wie mir Adam erklärt. Für jüngere Kinder würde ich empfehlen den „friedlichen Modus“ einzustellen, siehe Anleitung oben (Monster deaktivieren), aber später kann es durchaus auch Spaß machen gegen die Monster zu kämpfen. Jedenfalls regt Minecraft, und das kann ich schon nach einer Session sagen, wahnsinnig die Kreativität an und ist im Grunde wie Lego. Nur besser. Und vielseitiger.
Lediglich zu festen Abmachungen würde ich raten, da man sich sonst schnell in dem Spiel verlieren und Stunden über Stunden spielen kann. Meine Empfehlung zu festen Zeiten findet Ihr hier.
Lieber Adam, tausend Dank, dass Du Die die Zeit genommen hast, mir das Spiel zu zeigen und meine 8046208 Fragen zu beantworten.