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Sexting - vom frechen Flirt zum Schul-Gespött

Aktualisiert: 4. Nov. 2020



In diesem Artikel möchte ich Euch erklären, was der Begriff Sexting zu bedeuten hat, welchen Verlauf es nehmen kann, wie man zum Opfer wird und was man seinem Kind mit auf den Weg geben sollte.


Was ist Sexting?

Sexting, besteht aus den Wörter „Sex“ und „Texting“, beschreibt das freiwillige Versenden von anzüglichen Bildern von sich selbst. Eine allgemeine Definition, ab wann ein Foto als sexuell eingestuft wird, gibt es natürlich nicht. Das darf immer noch jeder selbst entscheiden. Es müssen nicht immer nur Nacktbilder oder Fotos von den Genitalien sein, es können auch Fotos in Unterwäsche/Bikini/Boxershorts sein. Eine weitere Rolle spielt natürlich auch immer die Pose und die Inszenierung des Fotos.

Der Begriff Sexting ist eher negativ behaftet, gerade auch aufgrund der Tatsache, dass immer nur die Fälle in der Presse landen, bei denen Sexting ordentlich schiefgegangen ist und so ein Foto eine Runde durch die ganze Schule gemacht hat. Was zwar definitiv ein Grund wäre, dieses Thema zu verteufeln, ich frage mich stattdessen aber, ob das nicht mittlerweile irgendwie zu unserer Generation dazugehört. Und genau deshalb möchte ich über dieses Thema reden. Denn aus eigener Erfahrung aus dem Freundes- und Bekanntenkreis weiß ich: Sexting gibt es - und es ist kein seltenes Phänomen.


Dies ist aber noch kein Grund Panik zu bekommen oder dem jugendlichen Nachwuchs das Smartphone wegzunehmen. Denn, wie so oft, halte ich ein Verbot hier für vollkommen unrealistisch. Stattdessen empfehle ich mit dem Jugendlichen über mögliche Konsequenzen und die rechtlichen Aspekte zu sprechen und welche Maßnahmen den Worst Case mildern könnten. Dazu weiter unten mehr. Denn dann kann der oder die Jugendliche immer noch selbst abwägen. Dass ein Verbot sie davon abhält, wie gesagt, ist optimistisch, aber unrealistisch. Ich würde hier auf den eigenen Verstand und das eigene Abwägen des Jugendlichen vertrauen. Aber von vorne.

Ganz oben habe ich bereits gesagt, dass es sich bei Sexting um das freiwillige Versenden von Fotos handelt. Sexting meint also nicht so Gräueltaten, dass jemand ein Foto von mir in intimen Momenten macht, ohne dass ich es möchte oder mich gar erpresst.

Sexting meint auch nicht das Versenden von Pornos, die ich im Internet gefunden habe.

Es meint also wirklich nur die Handlung, dass Person A ein intimes Foto von sich macht und Person B, meistens dem Freund/der Freundin oder einer anderen Person mit der man in irgendeinem romantischen Verhältnis steht, zuschickt. Die Gründe hierfür sind schlicht und einfach: um dem Freund/der Freundin zu gefallen / um Lust und Zuneigung auszudrücken / um zu zeigen, dass man sexy ist / weil man ein Kompliment bekommen möchte / weil man in einer Fernbeziehung ist / just for fun.

Welchen Verlauf kann Sexting nehmen?

Szenario 1: Person A schickt Person B ein Foto von sich. Die beiden kennen sich daher, dass sie entweder „was am Laufen haben“ oder sogar in einer festen Beziehung miteinander sind. Person B empfängt das Foto, freut sich, und es geschieht nichts weiter.

Szenario 2: Dieses Szenario ist ein Grund, warum Sexting so ein negatives Image hat. Person A schickt Person B ein Foto von sich. Die beiden kennen sich daher, dass sie entweder „was am Laufen haben“ oder sogar in einer festen Beziehung miteinander sind. Person B empfängt das Foto, freut sich, und schickt das Foto an seine FreundInnen weiter. Diese FreundInnen schicken das Foto weiter an ihre FreundInnen und der Schneeball nimmt seinen Lauf.

Szenario 3: Auch dieses Szenario ist ein Grund, warum Sexting so ein negatives Image hat. Person A schickt Person B ein Foto von sich. Die beiden kennen sich daher, dass sie entweder „was am Laufen haben“ oder sogar in einer festen Beziehung miteinander sind. Person B empfängt das Foto, freut sich und es passiert erstmal nix. Dann irgendwann kommt es zu Streit oder einer unschönen Trennung und aus einem Gefühl von verletzten Stolz oder Rache verschickt Person B das Foto an seine FreundInnen weiter. Und so weiter.

Szenario 4: Du hast solche Fotos von Dir auf dem Handy und wirst gehackt. Oder der Empfänger Deiner Fotos wird gehackt und Deine Fotos verbreiten sich. Das ist dann teilweise noch unkontrollierter als wenn es im Bekanntenkreis passiert, weil Hacker diese Fotos dann vielleicht noch im Internet in irgendwelchen Foren verbreiten.

Wie wird man zum Opfer?

Zum Opfer wird man dann, wenn Person B im oben beschriebenen Szenario das Foto ungefragt weiterleitet. Nicht nur, dass das Foto nicht für weitere Augen bestimmt war und somit das Vertrauen missbraucht wurde. Auch, weil das ungeahnte Züge annehmen kann. Person A kann im schlimmsten Fall zum Gespött der ganzen Schule/Stadt und zum Mobbing-Opfer werden. Je nachdem, wie groß die Sache wird, bekommen es auch die Eltern zu Gesicht und das kann auch je nach Strenge und je nach Reaktion der Eltern unschöne Konsequenzen nach sich ziehen.

„Ja dann soll man halt keine solchen Fotos von sich verschicken.“

Diese Aussage sehe ich um ehrlich zu sein zwiegespalten. Ja, es ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden, solche Fotos von sich zu verschicken. Denn jedes Mal, wenn so ein Fall eskalierte, hat Person A, die schon mal so ein Foto von sich verschickt hat, hat in dem Moment Person B vertraut. Deshalb kann man sich wohl nie zu 100% auf das Vertrauen von Person B verlassen. Andererseits vermitteln solche Aussagen auch, dass das Opfer selbst Schuld wäre. Und ein Opfer ist nie selbst schuld. Schuld ist IMMER der Täter!

Was kann man seinem Kind mit auf den Weg geben?

Klar sagt man erstmal, dass man solche Fotos lieber nicht von sich verschicken sollte, da man der anderen Person nie zu 100% vertrauen kann, selbst wenn zu der Zeit des Versendens alles rosig ist. Ob sich die Kinder (später dann als Jugendliche) daran halten werden, darf allerdings bezweifelt werden.


Deshalb würde ich zusätzlich zu einer Empfehlung es gar nicht erst zu tun, sagen, dass sie dann wenigstens nicht ihr Gesicht zeigen sollen. Nicht nur das, Vorsicht ist auch geboten bei dem Zimmer-Hintergrund oder sonstigen Sachen, an denen man erkannt werden kann: Auffällige Muttermale oder Tattoos. Und die Devise sollte lauten: Weniger ist mehr. Es muss nicht der ganze Körper oder jedes Detail (ihr wisst schon) gezeigt werden. Nur bestimmte Körperpartien zu zeigen oder auch nur anzudeuten, kann auch erotisch sein.

Der rechtliche Aspekt

Je nach Alter des Kindes gibt es einen großen Stolperstein: Die rechtliche Lage.

Ich habe lange mit mir gerungen, etwas formuliert und dann nach einem Telefonat mit einem Jura-Freund wieder verworfen. Ich bin keine Juristin und selbst wenn, könnte man keine genau definierte Empfehlung aussprechen, die auf jeden Einzelfall anwendbar ist. Wenn Ihr wirklich so in die Tiefe gehen wollt, dann redet am besten mit einem Anwalt, denn ich bin keine Expertin und möchte euch keinesfalls fehler- oder lückenhafte Informationen geben. Ich hoffe, Ihr habt dafür Verständnis.


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