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Ein Schwachsinn namens Kettenbriefe

Aktualisiert: 10. Juni 2020



Warum ich Kettenbriefe für einen absoluten Schwachsinn halte, möchte ich in diesem Artikel gerne erklären.

Doch zuallererst: Was sind Kettenbriefe überhaupt? Kettenbriefe sind Textnachrichten, die regelmäßig durch soziale Netzwerke kursieren (WhatsApp, Facebook, E-Mail, etc.). Man wird darin aufgefordert, die empfangene Nachricht zu kopieren und an eine bestimmte Anzahl Kontakte weiterzuleiten. Die Kettenbriefe können schöne oder witzige Nachrichten sein, die man beispielsweise zum Jahreswechsel oder zu Ostern von Freunden geschickt bekommt. Diese Art kann man gerne und sorgenlos weiterleiten. Aber es gibt eben auch viele Arten, in denen man bedroht wird oder welche die Angst schüren - und wegen dieser Art von Kettenbriefen möchte ich mit diesem Artikel über dieses Phänomen aufklären.


Das Problem ist nämlich, dass viele Kinder nicht wissen, dass Kettenbriefe existieren, also was das überhaupt ist und wie man mit ihnen umgeht, sofern man welche empfängt.

Im Folgenden habe ich die gängigsten Arten aufgelistet:


  • Die Eilmeldung: Es gibt Kettenbriefe, die vor umhergehenden Einbrecher-Banden warnen. Diese würden sich als Leute tarnen, die die Rauchmelder in den Häusern kontrollieren wollen. Man solle keine fremden Menschen in die Wohnung lassen! Oft wird noch geschrieben, dass diese Meldung offiziell von beispielsweise RTL bestätigt wurde. Anstatt in Panik zu verfallen und diesen Kettenbrief an alle seine Kontakte zu schicken, die dann auch in Panik verfallen, sollte man erstmal einen Schritt zurückgehen. Wenn dem wirklich so wäre, würde man im Radio, in der Zeitung und in den Nachrichten davon erfahren, nicht aber über eine Nachricht auf WhatsApp. Im Zweifelsfall hilft es immer, einfach mal kurz im Internet zu recherchieren. Persönliche Erfahrung: Solche Kettenbriefe habe ich bisher immer nur von Erwachsenen (etwa ü40) bekommen, nie von Kindern oder Jugendlichen.


  • Die Mach-das-damit-das: Es gibt Kettenbriefe, die den Leser dazu auffordern die Nachricht weiterzuleiten, damit die genutzte App kostenlos bleibt. Bleiben wir der Einfachheit wegen bei WhatsApp. Man solle die Nachricht an 10 Kontakte weiterleiten, damit man die App weiterhin kostenlos benutzen darf. Das ist natürlich völliger Quatsch und man kann diese Nachrichten getrost ignorieren. Diese Art ist recht harmlos, da sie weder große Angst schürt, noch einen Virus-verseuchten Link beinhaltet. Persönliche Erfahrung: Auch diese Kettenbriefe habe ich bisher immer nur von Erwachsenen (etwa ü45) bekommen, nie von Kindern oder Jugendlichen.


  • Die Viren-Überbringer: Es gibt Kettenbriefe, in denen man auf einen Link klicken soll, um seinen angeblich gewonnenen 250€-Edeka-Gutschein oder anderweitigen Gewinn abzuholen. Mit dem Anklicken des Links wird dann ein Virus auf das Smartphone geladen, das beispielsweise die Daten ausliest, um diese dann zu verkaufen. Das geht auch via E-Mail. Das Problem ist, dass manche der Viren-Überbringer so aufbereitet sind, dass sie sehr glaubhaft erscheinen. Beispielsweise bekommt man dann eine Mail von seinem E-Mail-Anbieter, in der man aufgefordert wird, auf einen Bestätigungs-Link zu klicken, ansonsten würde der eigene Account gelöscht werden. Solche Fake-Nachrichten sehen heutzutage teilweise täuschend echt aus. Das originale Logo, eine richtige Signatur und sogar die E-Mail-Adresse des Absenders weisen keinerlei Andeutungen auf Spam auf. Deshalb empfehle ich, dass die Alarmglocken immer dann losgehen, wenn der Grund einer E-Mail (das Löschen inaktiver Accounts?!) komisch erscheint und man zudem auf einen Link klicken soll. Das riecht nämlich ganz stark nach einer Falle. Im Zweifelsfall einfach kurz Google fragen.


  • Die Angst-Macher und Panik-Schürer: Es gibt aber auch solche, die dem Empfänger mit schlimmen Dingen drohen, wenn er die Nachricht nicht an eine bestimmte Anzahl Kontakte weiterleitet. Das sind die richtig fiesen Kettenbriefe und vor allem bei Kindern problematisch. Denn sie sind reine Panik-Mache und können von Kindern noch nicht als „Fake News“ oder „Unsinn“ eingeordnet werden. Oft heißt es im Text, dass man beim Schlafen beobachtet und um Mitternacht ermordet wird oder den Eltern etwas Schlimmes passieren wird, wenn man den Text nicht weiterleitet. Dass das einem Kind Angst machen kann ist klar, zumal diese Nachrichten wirklich sehr gruselig und eklig klingen. Diese Art wird meistens unter Kindern weiterverbreitet, da Erwachsene dieses Spiel durchschauen würden und die Kette dort enden würde.


Ein bekannter Fall eines Kettenbriefes der Sorte Panik-Schürer, der Kinder in Angst und Schrecken versetzte und damit in internationale Schlagzeilen gelang, war der WhatsApp-Kettenbrief MOMO. Ursprünglich eine Skulptur des japanischen Künstlers Keisuke Aiso mit dem Namen „Mother Bird“wurden Bilder des Kunstwerks dafür missbraucht, sich als Geist auf WhatsApp auszugeben.

Der Grusel begann 2018, heute lässt sich schon nicht mehr nachvollziehen, inwiefern und wie oft die Nachricht verändert wurde, aber der Text der Nachricht lautete in etwa so:


„Hallo ich bin Momo und bin vor 3 Jahren verstorben ich wurde von einem Auto angefahren und wenn du nicht möchtest das ich heute Abend um 00:00 Uhr in deinem Zimmer stehe und dir beim schlafen zuschaue dann sende diese Nachricht an 15 Kontakte weiter. Du glaubst mir nicht? Angelina 11 hilt die Nachricht für fake und schickte sie an niemanden weiter in der Nacht hört sie Geräusche aus einer Ecke ihres zimmers sie wollte nach gucken doch auf einmal rante etwas auf sie zu am nächsten Morgen wurde sie Tot in ihrem Bett gefunden Tim 15 schickte die Nachricht nur an 6 Leute weiter am nächsten Morgen wachte er mit einem abgefressenen Bein und einem abgeschnittenen Arm auf Linda 13 schickte die Nachricht an alle weiter heute hat die ihre wahre liebe gefunden und wohnt mit ihrem freund in einer modernen Villa Falls du diese Nachricht nicht weiter schickst weisst du was passiert also pass auf und schicke sie weiter“

Quelle: www.mimikama.at


Die ersten Nachrichten kamen von Nummer mit den Ländervorwahlen von Japan, Spanien und Mexico. Nach und nach gab es, wie bei jedem Thema das einen Hype erfährt, Trittbrettfahrer. Das Profilbild war dabei jedes Mal ein Bild der Kunstskulptur, um den Schrecken der Nachricht zu verstärken. Irgendwann war dann sogar die Rede von einer Momo-Challenge, bei denen die Kinder dazu aufgefordert wurden, sich Dinge anzutun. Auf die Challenge möchte ich aber nicht weiter eingehen, da es keine Belege dafür gibt, inwieweit diese Challenge wirklich stattgefunden hat, wie viele teilgenommen haben und was für Dinge sich angetan wurden.


Fazit:

Was alle Kettenbriefe gemeinsam haben, ist, dass sie schlichtweg erlogen sind und meistens mit einer Angst-Mache einhergehen oder dem Empfänger einen Virus bescheren wollen.

Es gibt sehr glaubhaft geschriebene Nachrichten und wiederum andere sind voller Rechtschreibfehler. Glaubhaft oder nicht, erschreckend ist, wie rasend schnell sie sich doch verbreiten. Deshalb müssen wir das Thema Kettenbriefe mit unseren Kindern thematisieren, auch, wenn gerade keiner umgeht – der Nächste kommt bestimmt. Wir müssen ihnen erklären, was das ist (Unwahrheiten, die Angst machen sollen), die kein anderes Ziel haben, als Panik auszulösen. Der Verbreiter, also der, der den Schneeball zum Rollen gebracht hat, will wahrscheinlich einfach nur einen schlechten Spaß erlauben und vielleicht sogar damit in die Zeitung kommen. Was also sollen die Kids machen, wenn sie einen Kettenbrief erhalten? Das ist tasächlich sehr einfach: Ignorieren. Versuchen es mit Humor zu nehmen. Und auch seine Freunde aufklären, dass es nur ein blöder Streich ist.

Da solche Nachrichten immer mal wieder die Runde machen, lohnt es sich, am Ball zu bleiben. Wir sollten regelmäßig nachfragen, ob wieder ein Kettenbrief kursiert. Wenn dem so ist, und das Kind sich möglicherweise schon Sorgen macht, dann müssen wir die Sorgen ernst nehmen. Wir wissen, dass so etwas nicht real ist, aber Kinder können das noch nicht differenzieren. Bei Gruselgeschichten hatten wir früher bestimmt alle Angst, oder?


Mimikama.at eignet sich super, um sich über aktuelle Fake News, Kettenriefe, etc. zu informieren!


Habt ihr schon mal eigene Erfahrungen mit Kettenbriefen gemacht? Haben euch eure Kinder schon mal von gruseligen Nachrichten erzählt? Und wenn ja, um was für eine Art handelt es sich da?

Ich habe nämlich den Eindruck, dass Erwachsene eher Kettenbriefe der Sorten Virus-Überbringer, Eilmeldung und Mach-das-damit-das und Kinder eher Panik-Schürer bekommen. Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen. Schreibt sie mir in die Kommentare, sodass wir uns austauschen können :-)



Hier noch drei Screenshots von meinem allerliebsten Lieblingskettenbrief, den ich tatsächlich so bekommen habe. Jim Balsamico, wer kennt ihn nicht?

Mein liebster Kettenbrief 1/3

Mein liebster Kettenbrief 2/3

Mein liebster Kettenbrief 3/3

Screenshots: eigenes WhatsApp Beitragsbild: pixabay.com - saferinternetat


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